Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf

Die neurologische Frührehabilitation – Reha für Schwerschädelhirnerkrankte

„Die Wertschätzung gegenüber Kleinigkeiten in meinem Leben hat sich durch meinen Job stark verändert“, beschreibt Dr. Johanna de Broux mit ruhiger Stimme und eindringlichem Blick. „Dass ich lachen kann, dass ich gehen kann, dass ich Zeit mit meiner Familie aktiv verbringen kann, all das weiß ich heute mehr zu schätzen als früher.“ „Früher“ ist bei de Broux schon einige Jahre her, denn hatte sie als Assistenzärztin auf der Station für neurologische Frührehabilitation im Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf begonnen, ist sie schon seit 2008 als Oberärztin ein Fels in der Brandung. Gemeinsam mit einem breit aufgestellten Team aus Pflegekräften, Therapeuten und Ärzten versucht sie, schwerstkranke Patienten unter intensivmedizinischen Rahmenbedingungen wieder Schritt für Schritt ins Leben zu führen.

„Wenn die Angehörigen ,Rehabilitation’hören, dann glauben sie, dass die Patienten hier sind, damit am Ende alles gut wird“, beschreibt die Ärztin. „Das wünschen wir uns natürlich auch, aber das können wir nicht immer versprechen.“ Denn die neurologische Frührehabilitation ist für diejenigen da, die gerade erst die intensivmedizinische Akutversorgung überstanden haben. Die meisten Patienten befinden sich nach einem schweren Unfall, nach einer Reanimation mit Sauerstoffmangel im Gehirn oder auch nach einem Schlaganfall noch nicht wieder bei Bewusstsein. Sie sind auf Beatmung angewiesen, in einem komatösen Zustand oder nicht mit vollen Sinnen ansprechbar. „Sie können uns nicht sagen, was sie brauchen, und wir können nur jeden Tag aufs Neue versuchen, für sie eine gute Behandlung zu stemmen“, erklärt de Broux. „Das machen wir mit langjährigen Fachverstand. Es ist bewiesen, dass das frühe Setzen von neurologischen Reizen die Heilungschancen verbessert.“

In der neurologischen Frührehabilitation machen die Patitenten die ersten „Schneckenschritte“ nach schweren Unfällen, Schlaganfällen oder nach einem Koma

Die Reize können dabei ganz unterschiedlich sein. Das Maria-Hilf baut auf eine Vier-Säulen-Behandlung. Bereits die aktivierende Pflege setzt Impulse. Jeden Tag arbeiten aber auch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden mit den Patienten. „Die Therapie sieht dabei natürlich anders aus als die, die Sie kennen, wenn Sie selbst schon einmal beim Logopäden waren“, erklärt die spezialisierte Ärztin weiter. „Bei uns geht es um Schneckenschritte. Wenn wir es schaffen, dass ein Patient irgendwann wieder den Finger bewegen kann, ist das ein riesiger Erfolg.“ Bis dahin braucht es allerdings oft Wochen oder sogar Monate. „Unser erster Fortschritt ist, dass sich bei Reizen die Vitalwerte auf dem Monitor verändern“, erklärt sie. „Sehen wir, dass die Herzfrequenz durch Reizsetzung steigt, wissen wir, dass da noch etwas ist, was von uns geweckt werden kann.“

Die neurologische Frührehabilitation behandelt dabei Patienten aus einem großen Radius. Viele schickt die Universitätsklinik in Düsseldorf, einige aber auch kommen aus der Stroke Unit, der mehrfach durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft zertifizierten Schlaganfallabteilung des Krankenhauses.

So zum Beispiel auch die zweifache Mutter Marie K. Mit Mitte 40 riss ein Schlaganfall die aktive Frau völlig aus dem Leben. Aus der Stroke Unit heraus musste sie akut operiert werden und ein Teil ihres Schädelknochens wurde entnommen. Als sie zu Dr. de Broux und ihren Kollegen kam, war sie zwar immer wieder kurz wach, konnte sich aber kaum im Wachzustand halten, erinnert sich die Ärztin: „Der Schlaganfall hatte sie linksseitig gelähmt und infolgedessen musste sie künstlich beatmet werden.“ Schritt für Schritt behandelten die Therapeuten die junge Frau. Sie arbeiteten an ihrer Schlucktechnik, sodass irgendwann die Kanüle entfernt werden konnte, und kräftigten sie so weit, dass sie es irgendwann schaffte, wieder selbst zu sitzen. Nach rund acht Wochen war sie in der Lage, die neurologische Frührehabilitation im Rollstuhl zu verlassen, um in eine stationäre Reha zu wechseln. „Wie bei vielen unserer Patienten war auch hier die Arbeit mit der Familie besonders wichtig“, erklärt die Ärztin. „Der Ehemann erlebte seine Frau schwerstkrank und wusste nicht, ob sie jemals wieder gesund werden würde. Auch die Kinder verstanden den Prozess nur schwer.“ Die Station macht deswegen Angehörigen zweimal in der Woche ein besonderes Gesprächsangebot. Gemeinsam sitzen dann Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte an einem Tisch. „Es gibt nichts Schlimmeres, als Versprechen nicht halten zu können, deswegen sind uns Transparenz und Fairness besonders wichtig“, erklärt de Broux. „Die Angehörigen mit in den Prozess zu nehmen, ist unsere Pflicht, aber eben auch explizit von uns gewollt.“

Immer wieder gelangen an diesen Tisch auch Seelsorger oder Sozialarbeiter, mit denen das Krankenhaus zusammenarbeitet. Ihr Einsatz war zum Beispiel rund um den 73-jährigen Dieter T. gefragt. Er erlitt bereits vor einigen Jahren eine Hirnblutung, von der er sich gut erholte. Infolgedessen nahm seine Familie ihn bei sich auf. Nun aber riss ihn eine zweite Hirnblutung erneut aus dem Leben. „Er wird für immer auf Pflege angewiesen sein und nicht mehr nach Hause zurückkehren“, beschreibt die Ärztin. „Wir begleiten ihn und die Angehörigen beim Übergang in ein Pflegeheim. Hier wird niemand allein gelassen.“

Und gerade das ist auch das, was de Broux jeden Tag antreibt. Auch, wenn sie das, was im Gehirn verloren gegangen ist, nicht immer wiederherstellen kann, kann sie doch helfen, dass es besser wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann woanders zu arbeiten“, beschreibt die Ärztin. „Das, was ich hier mache, hat Sinn und fühlt sich für mich jeden Tag aufs Neue richtig an.“

Neurologische Frührehabilitation
Leitende Oberärztin: Dr. med. Johanna de Broux
Chefarzt: Professor Dr. med. Hans-Jürgen von Giesen
Telefon Sekretariat: 334-7156

Weitere Informationen zur Neurologischen Frührehabilitation im Krankenhaus Maria-Hilf, eine Einrichtung der Alexianer Krefeld GmbH, finden Sie online auf www.alexianer-krefeld.de/leistungen/kliniken/neurologie/neurologische-fruehrehabilitation.

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